Deutsches Rally Obedience Championat – Tony Kliebisch im Interview

Deutsches Rally Obedience Championat Tony Kliebisch im Interview bei Hundesport Nubi

Deutsches Rally Obedience Championat, kurz DROC, am 27. und 28. April – Tony Kliebisch ist dabei. Mit seinem Labrador Neo hat er sich für die Beginnerklasse qualifiziert.

In diesem Interview spricht er über das Training vor der Prüfung, wie er mit Nervosität umgeht und verrät dir Trainingstipps für Rally Obedience.

 

Über Tony und Neo

Er ist Hundetrainer, Filmemacher und Schutzdiensthelfer. Labradorrüde Neo immer an seiner Seite: Tony Kliebisch aus dem Norden Deutschlands. Auf seinem Youtube-Kanal gibt er Einblicke in das Training der Filmhunde, lässt seine Follower an Neos Fortschritten im Rally Obedience teilhaben und scheut sich nicht vor Tabuthemen, wie Aggression beim Hund.

 

In diesem Video stellt er sich vor:

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Deutsches Rally Obedience Championat – Tony Kliebisch im Interview

Beschreibe Neo in drei Worten.

Offen für Alles.

 

Und du? Welche drei Begriffe beschreiben dich besonders gut?

Kreativer Kopf, Analytiker, Perfektionist.

Deutsches Rally Obedience Championat Tony Kliebisch im Interview bei Hundesport Nubi

 

Gibt es vor dem Deutschen Rally Obedience Championat (DROC) einen speziellen Trainingsplan für Neo?

Diese Frage würde ich mit „Jein“ beantworten.

Ich schaue mir bei jedem Training genau an, an welchen Bereichen wir noch feilen können und dementsprechend wird dann das Training gestaltet. Es gibt aber bei mir keinen „in Stein gemeißelten“ Plan. Während der Vorbereitung können sich immer auch Kleinigkeiten ändern. Dementsprechend wird dann auch das Training umstrukturiert.

Wir haben natürlich auch immer unsere festen Rituale in jedem Training. Aber am Ende lege ich mich da nicht allzu sehr fest. Hundetraining muss immer individuell und flexibel bleiben.

 

Wir sind neugierig: wie ist die Stimmung auf so einem Rally Obedience Championat? Bist du nervös vor eurem Start?

Ja natürlich. Vor allem weil es für mich auch eine neue Erfahrung ist. Als Hundeführer bin ich tatsächlich noch gar nicht so viele Prüfungen gelaufen. Ich bin große Meisterschaften zwar gewohnt durch meine Tätigkeit als Schutzdiensthelfer, aber eine gesunde Aufregung gehört auch dort immer dazu. Wer das komplett ablegen kann, Respekt. Ich kann es definitiv nicht.

Ich denke fürs Rally Obedience kommt mir zugute, dass ich mich auf Neo zu 100% verlassen kann. Er ist absolut sicher mit Umwelt- und Außenreizen, Menschen, anderen Hunden, usw. Wenn er zum Start sein Arbeitssignal bekommt, kann er einfach alles rundherum ausblenden und brennt nur noch für die gemeinsame Arbeit auf dem Platz. Das ist wirklich eine echte Erleichterung in einer Prüfungssituation!

Schlussendlich ist die Stimmung bei uns also überwiegend locker und positiv

Deutsches Rally Obedience Championat Tony Kliebisch im Interview bei Hundesport Nubi

 

Rally Obedience wird von einigen Hundesportlern belächelt. Das sei kein richtiger Hundesport. Man würde die Hunde nur mit Leckerchen von einer einfachen Übung zur nächsten locken. Wie viel Trainingsaufwand steckt da wirklich hinter?

Ja das höre ich leider auch immer wieder, kann es allerdings sehr gut „aktiv ignorieren“. Für mich ist Rally Obedience nahezu die perfekte Sportart, um einen Einstieg in den Hundesport zu finden!
Besonders, wenn man als Hundeführer mit extremer Prüfungsangst zu kämpfen hat, oder beispielsweise einen Hund hat, der nicht ohne weiteres eine Prüfung ohne Bestätigung durchhält. Da bietet RO die perfekten Rahmenbedingungen!

In unserem Fall passt Rally Obedience geradezu perfekt, weil Neo mit seinen elf Jahren noch topfit und arbeitsfreudig ist. Eine körperlich anspruchsvollere Arbeitsprüfung jedoch nicht mehr ohne weiteres packen würde. Soll ich so einen Hund aufs „Abstellgleis“ abschieben? Natürlich nicht!

Es ist doch gerade schön, wenn jeder Hund und jeder Hundeführer seine sportlichen Ziele erreichen kann, die im Rahmen seiner Möglichkeiten stehen. Das macht den Hundesport außerdem für sehr viel mehr Menschen mit Hunden attraktiv. Wo sich ja viele Sportler beschweren, dass immer weniger Menschen im Hundesport aktiv sind.

Rally Obedience ist eine Hundesportart, für die man natürlich auch fleißig trainieren muss. Seinen Hund einfach von Übung zu Übung zu füttern reicht nicht aus, um eine Prüfung zu bestehen. Mir sind solche Gedankengänge jedenfalls völlig fremd. Am Ende sollten wir alle eine Sportart mit unseren Hunden ausüben, an der Hund und Hundeführer Spaß haben und zusammen wachsen können.

Anmerkung vom Hundesport Nubi-Team: wir haben uns die Statistik der beliebtesten Hundesportarten Deutschlands genauer angesehen. Rally Obedience ist noch nicht so groß wie beispielsweise Agility. Hat den Gebrauchshundesport aber längst überholt.

 

Als Schutzdiensthelfer bist du im Gebrauchshundesport (IGP) verwurzelt und steckst viel Herzblut in die Helferarbeit. Wie kamst du zum Rally Obedience ? Wieso kein Gebrauchshundesport?

Ich kam eigentlich nur durch Zufall zum RO. Wie oben schon einmal erwähnt, ist Neo eben nicht mehr der Jüngste. Eigentlich wollte ich nochmal mit ihm eine Unterordnungsprüfung laufen. Aber während des Trainings stellte ich dann irgendwann fest, dass ihn eine UPR einfach zu sehr an seine körperlichen Grenzen führt. Es hätte vielleicht geklappt, aber irgendwie war die Frage: „Muss ich das meinem fast 10 jährigen Hund wirklich antun?!“ für mich immer präsent. Also trainierten wir dann irgendwann nur noch „just for fun“.

Schutzdienst Helfer mit Schäferhund IPO IGP - Tony-Kliebisch-im-Interview-bei-Hundesport-Nubi

Irgendwann sprach mich dann mal eine Trainer Kollegin vom Hundeplatz an und meinte: „Hey, Neo läuft so eine tolle Unterordnung. Guck dir doch mal RO an. Eventuell ist das ja etwas für euch“. Daraufhin machten wir eine Schnupperstunde und hatten sofort Blut geleckt.

Neo startete also mit 10 Jahren noch im Rally Obedience. Nach ein paar Monaten liefen wir dann unsere ersten Turniere. Dann die Qualifikation fürs D-Roc und nun schauen wir mal, was noch kommt. Neo ist jedenfalls immer noch topfit und eifrig dabei. Und RO bietet uns da genau die richtigen Bedingungen.

Mit dem nächsten Hund werde ich natürlich auch wieder im Bereich IGP arbeiten, als Schutzdiensthelfer sowieso immer. Aber nun möchte sich Neo erst noch gerne im Rally Obedience austoben.

 

 

Habt ihr ein bestimmtes Ritual, wenn es ans Training geht?

Ja, dieses Ritual ist tatsächlich immer gleich. Im Training, sowie im Turnier!

Die Vorbereitung für Neo vor einem Lauf ist das Dehnen der Nacken-, Oberschenkel-, und Rückenmuskulatur. Unsere Physio hat uns da ein paar tolle Übungen gezeigt. Wenn ich das Gefühl habe, dass Neo muskulär und motorisch gut aufgewärmt ist, warten wir nur auf unsere Startfreigabe, ohne uns vorher zu sehr auszupowern. Dann gibt’s das Arbeitskommando und Feuer frei!

 

Bekommt Neo nach dem Championat eine besondere Belohnung? Wenn ja, welche?

Nein, ehrlich gesagt nicht. Er bekommt natürlich immer am Ende des Parcours seine heiß begehrte Beute. Aber viel mehr dann auch nicht. Für Neo ist das Fuß laufen und der Parcours an sich das Hochwertigste. Quasi seine Bestätigung und nicht das Mittel zum Zweck

 

Auf welche Projekte von dir können wir uns in nächster Zeit freuen?

Oh ich habe sehr vieles geplant in nächster Zeit. Vielleicht auch zu viel, so dass ich es am Ende gar nicht alles umsetzen kann.
Auf jeden Fall konnte ich dieses Jahr einen Schritt mehr in die Selbstständigkeit machen.

Das heißt also schonmal mehr Zeit für Hundetraining und das Team Filmhunde.

Fürs Team Filmhunde ist in Planung ein neues Schutzdienst Event für den Sommer, Kurse für angehende Filmhunde, ein neues Kurzfilmprojekt und ein paar Imagefilm Produktionen.

Im Bereich Hundetraining arbeite ich gerade mit einer Kollegin fleißig an einem komplexen Konzept im Bereich Konfliktmanagement. Na, und dann noch Turniere, Meisterschaften als Schutzdiensthelfer, und, und, und. Ich sehe grade selbst: mein Terminkalender scheint voll zu sein.

Deutsches Rally Obedience Championat Tony Kliebisch, Team Filmhunde im Interview bei Hundesport Nubi

 

Welche Trainingstipps kannst du unseren Lesern auf den Weg geben?

Höre auf dein Bauchgefühl

Tipp 1: Höre auf dein Gefühl und trainiere IMMER individuell für deinen Hund!

Auch wenn ich mich jetzt mit dieser Aussage vielleicht unbeliebt mache. Ganz besonders in unserer heutigen Zeit der Informationsbeschaffung, der digitalen Welt, der Welt der Onlineprogramme, ist es mir wichtig, den Hund-Mensch-Teams zu sagen, dass ein Trainingssystem nur gut und sinnvoll ist, wenn es Hund und Hundeführer auch umsetzen können! Immer wieder treffe ich auf Aussagen, wie: „Ich will meinen Hund nach XYZ ausbilden“ oder: „Ich habe das bei 123 im Internet gesehen“.

Schlussendlich kann der Hund aber mit dieser Vorgabe oder den Vorstellungen des Hundeführers gar nichts anfangen. Am Ende entsteht vielleicht nur eins: Enttäuschung. Das sollte definitiv nicht Bestandteil der Arbeit mit unseren Hunden sein!

Ich beobachte immer wieder, dass die meisten Hundebesitzer grundsätzlich das richtige Bauchgefühl haben. Sind sich aber manchmal zu unsicher ihrer Intuition freien Lauf zu lassen, in der Angst etwas falsch zu machen. Ich denke man sollte im Training einfach viel mehr probieren und experimentieren. Beobachtet euren Hund, seid kreativ bei der Gestaltung des Trainings, probiert einfach mal etwas Neues aus. Ihr werdet dadurch sicher sehr viel enger und intensiver mit eurem Hund zusammen arbeiten.

 

Fokussiere dich auf das, was wichtig ist

Tipp 2: Lerne loszulassen und denke IMMER daran, was wirklich wichtig ist!

Wo sportliche Leistungen bewertet werden, entsteht früher oder später immer auch eine gewisse Konkurrenz. Wenn man weiß, was mit seinem Hund möglich ist, entsteht automatisch irgendwann eine gewisse Erwartungshaltung. Ich kann es auch absolut nachvollziehen, wenn man nach einer nicht bestandenen Prüfung sehr enttäuscht ist. Weil man sich vielleicht monatelang darauf vorbereitet und sehr hart und diszipliniert trainiert hat. Wenn man durch einen klitzekleinen Fehler einen Punkt für eine höhere Qualifikation verspielt hat. Das sind Emotionen, die zu jeder Sportart dazugehören.

Wahrscheinlich muss ich mich jetzt für meine Wortwahl entschuldigen, aber ich möchte es hier gern so deutlich aussprechen.

Es hilft ungemein einfach mal diesen blöden Hundesport loszulassen!
Denn was ist der Hundesport im Vergleich dazu, dass wir jeden Tag Zeit mit unseren Hunden, mit unseren Kindern, mit unserem Partner, Eltern, Freunden verbringen können? Was ist der Hundesport im Vergleich zu unserer Gesundheit?

Pokale und Schleifen füllen vielleicht unsere Vitrinen, aber nicht die Mägen unserer Familien und unserer Hunde. Und wenn wir mal ehrlich sind, dienen sie in der Regel eh nur als Staubfänger und finden sich nach 10 Jahren voraussichtlich in einem Umzugskarton auf dem Dachboden wieder. Obwohl ich den Hundesport über alles liebe, möchte ich mich doch ungern von ihm zum Sklaven meiner Gefühle und Erwartungen machen lassen.

Die wenigsten von uns sind abhängig von diesem Sport, es ist ein tolles Hobby. Es soll uns und unseren Hunden Spaß machen.

Die wichtigen Dinge im Leben sind ganz klar andere!

 

Fakten zum Deutschen Rally Obedience Championat (DROC)

Das sind die wichtigsten Eckdaten zum DROC 2019:

  • 27. und 28. April 2019
  • auf dem Vereinsgelände des HSV Harthausen – Gommersheimer Weg, 67376 Harthausen
  • elf Bundesländer sind vertreten
  • Leistungsrichter: Nadine Heller (SWHV), Manuela Heublein (BLV) und Sandra Schäfer-Koll (DVG)
  • die Qualifikation erfolgte über die Landesausscheidungen der jeweiligen Bundesländer (mehr dazu erfährst du hier)

 

Wir bedanken uns für dieses ehrliche Interview und drücken euch Daumen und Pfoten für das DROC. Viel Spaß, Erfolg und eine tolle Zeit!

Hast du Fragen an Tony? Oder zum Thema Rally Obedience? Dann stelle sie hier unter diesem Artikel als Kommentar.

 

Mehr von Tony und Neo

Verfolge Tonys und Neos Weg zum DROC! Hier findest du seine Kanäle:

 

Deutsches Rally Obedience Championat - Tony Kliebisch im Interview bei Hundesport Nubi

Hundesport verbindet

Bei unserem Besuch der Hamburger Landesmeisterschaft im Gebrauchshundesport beim GHV Geesthacht entstand dieses Foto. Tony war als Reservehelfer für den Schutzdienst eingeteilt. Wir waren mit Freunden zum Zuschauen da.

Dort am Zaun vom Hundeplatz entstand die Idee der gemeinsamen Zusammenarbeit.

Von links nach rechts: Tony Kliebisch und Tim und Mara von Hundesport Nubi.

 

 

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