Das Fußlaufen ist die Basis für die Begleithundeprüfung. Auch im Gebrauchshundesport (IGP), Obedience, Turnierhundesport und Rally Obedience ist die Fußarbeit ein fester Bestandteil.
In der Serie Vom Welpen zum Begleithund zeigen wir, was unsere Malinoishündin Wollie im Training lernt. Letztes Mal berichteten wir von dem Spaßturnier, an dem sie teilgenommen hat. Das war eine wichtige Trainingseinheit, bei der sie zeigen konnte, wie gut sie sich mittlerweile auch unter Ablenkung konzentrieren kann.
Das Fußlaufen – 1000 Wege führen zum Ziel
Alleine bei der Begleithundeprüfung sind es circa 350 Schritte, die im Fuß zurückgelegt werden. Und das, obwohl mit der neuen Prüfungsordnung 2019 das Laufschema gekürzt wurde. Du kannst es dir übrigens hier kostenlos herunterladen, wenn du auch gerade für die Begleithundeprüfung übst.
Das Fußlaufen mit großer Sorgfalt und Geduld aufzubauen ist also wirklich sinnvoll.
Aus Fehlern lernt man
Wollie ist nicht der erste Hund, dem wir das Fußlaufen beibringen. Auch Nubi und seine Dobermannfreundin Abra haben es gelernt. In unseren Begleithundegruppen haben wir völlig unterschiedliche Hunde im Training, für die das ebenfalls ein Thema ist.
Natürlich macht man mit der Zeit seine Erfahrungen. Es führen gefühlt 1000 Wege zum Ziel. Bei Nubi und Abra haben wir sehr früh begonnen, mit Beute zu belohnen. Also flog ein Ball oder es wurde mit der Beißwurst gezergelt. Das führt zu einer hohen Motivation. Gerade bei den stark beuteorientierten Gebrauchshunden.
Der Nebeneffekt kann ein Hund sein, der aufgrund der hohen Erwartungshaltung dermaßen unter Strom steht, dass er beim Laufen vor lauter Power nicht mehr locker schwingend geht. Stattdessen entwickelt er unter Umständen ein ungesund hopsendes Gangbild voller Taktfehler.
So war es auch bei unserem Dobermann. Abra war stets motiviert bis in die Haarspitzen und wäre auch ohne Belohnung im Fuß bis nach Panama geholpert. Es kostete uns jedoch ein Jahr kleinschrittiges Training für mehr Körperbewusstsein, um ihr das ungesunde Fußlaufen mit abfallendem Rücken abzugewöhnen.

Nubi hingegen hatte mit diesem Weg keine Probleme und trabte trotz Aussicht auf seinen Ball locker daher. So sind die Hunde unterschiedlich.
Um nicht das Risiko einzugehen, den Hund zu früh zu stark trieblich hochzufahren, stand für uns fest: wenn ein Welpe ins Haus kommt, wird der anders aufgebaut. Dass das ein Überdenken des bisherigen Trainings erfordert, machte nichts. Wir haben es nicht eilig, Prüfungen zu laufen und wenn der Ausbildungsweg etwas länger dauert, dann ist das eben so.
Übrigens…
Bei der Begleithundeprüfung wird das Gangbild in der Regel nicht mitbewertet. Solange dein Hund freudig mitläuft und auf deiner Höhe bleibt, wird das nicht für Punktabzug sorgen.
Wichtiger als Punkte und bestandene Prüfungen ist aber immer die Gesundheit des Hundes.

Mut etwas Neues zu probieren
Auch das gehört zum Hundetraining: der Mut, über den Tellerrand hinweg zu blicken und Neues zu probieren. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Fußlaufen zu trainieren. Per Futtertreiben, Shapen, mit diversen Leinen den Hund in die richtige Position zuppeln, Futterspucken, mit Targets,… diese Liste lässt sich endlos weiterführen.
Also fingen wir bei Wollie zwar auch mit dem Futtertreiben an. Wechselten jedoch bis heute nicht um auf die Belohnung mit Beute. Stattdessen wurde die führende Futterhand mehr und mehr abgebaut. Die Grundstellung und das Angehen haben wir kleinschrittig in Einzelteilen mit einem Blicktarget geübt. Das richtige Verhalten mit dem Clicker gemarkert und mit schnödem Trockenfutter bestätigt. Ziemlich öde im Vergleich zum Aufbau über Beute.
Aber wieso sollten wir Wollie etwas beibringen, dessen Nebeneffekte wir anschließend eventuell mühsam abtrainieren müssen? Das ist dem Hund gegenüber nicht sonderlich fair. Auch, wenn es vielleicht das schnellere Ergebnis bringt und natürlich erstmal viel spektakulärer aussieht.
“Fuß!” – so weit ist Wollie jetzt mit dem Fußlaufen
Wir haben also bis zum Alter von 14 Monaten nur Technik gemacht. Die Grundstellung. Die richtige Position. Das Angehen. Gerade und ohne übertriebenes Schmeißen der Beine. Lediglich mit Futter belohnt.
Erst, als das sauber saß, haben wir begonnen, aus den zwei, drei Schritten nach dem Angehen Strecke zu machen. Im Vergleich zum Dobermann war das Ergebnis ein sehr korrekt und gerade gehender Hund. Sie geht auch längere Strecken von 100 Schritten oder mehr, zwischendurch mit Trockenfutter und verbalem Lob bestätigt. Auch Zirkel und Bögen. Dabei freudig und locker – Ziel erreicht!
Jedoch ohne die Ausstrahlung und Power, die wir uns für das Fußlaufen als Endergebnis wünschen.

Mehr Ausdruck durch mehr Abwechslung
Was tun also, um dem Ganzen Schwung zu verleihen? Abwechslung und höherwertige Belohnungen müssen her!
Wollie hat mittlerweile verinnerlicht, was Fußlaufen bedeutet. Also gibt es nun nicht mehr nur langweiliges Trockenfutter zur Belohnung, sondern richtig Action. Mal gibt es den Ball, dann wieder zergeln wir mit der Beißwurst oder liefern uns Wettrennen um ihr Lieblingsspielzeug. Tipps zum gesunden Ball spielen findest du übrigens hier.

Zusätzlich wird die Fußarbeit an sich abwechslungsreicher. Statt nur geradeaus, Bögen oder Zirkel zu gehen, stehen jetzt Tempowechsel, Winkel und Kehrtwenden auf dem Programm.
Auch da achten wir stets darauf, dass die sorgfältig erarbeitete Position vor lauter Beutetrieb nicht vergessen wird und markern richtiges Verhalten weiterhin mit dem Clicker. Dabei läuft Tim hinter mir her, den Clicker in der Hand. Schließlich habe ich im Hinterkopf keine Augen und sehe nicht, ob Wollie wirklich gerade und locker geht, oder ob sie vielleicht doch ins Hopsen verfällt.
Die einzelnen Übungen der Begleithundeprüfung – work in progress
Fußlaufen mit und ohne Leine
Das wird. Tempowechsel, also schnelles und langsames Gehen, üben wir als nächstes.
Winkel
Die Winkel stehen ebenfalls auf unserer To Do-Liste für die nächsten Wochen. Da wird uns mal wieder der Elefantentrick helfen.
Kehrtwende
Die müssen wir ganz von vorn beginnen zu trainieren. Wollie kennt nämlich noch gar keine Kehrtwende. Und da es für die 180 Grad Wendung in der Unterordnung mehrere Möglichkeiten gibt, müssen wir erstmal herausfinden, welche am besten zu ihr passt.
Sitz
Sitz war eine von Wollies ersten Übungen und wird zuverlässig ausgeführt. Auch das ruhige Sitzenbleiben, ohne vorzurobben oder die Position selbst aufzulösen, klappt.
Ablegen in Verbindung mit Herankommen
Den Vorsitz kennt und kann Wollie. Wir haben ihn jedoch in den letzten Wochen so gut wie gar nicht abgefragt. Zeit, diesen Teil der Begleithundeprüfung mal wieder aufzufrischen!
Gruppe
Auch das Fußlaufen um eine Personengruppe können wir mittlerweile ins Training einbauen.
Ablage
Könnte man langsam mal mit anfangen. Eilt aber nicht.
Und bei all dem nicht vergessen: Hundesport macht Spaß!
Wie hast du das Fußlaufen mit deinem Hund aufgebaut?
Ist dein Hund stark an Beute interessiert, oder arbeitet er lieber für Futter, Streicheleinheiten oder womöglich etwas ganz anderes? Was eine hochwertige Belohnung darstellt, ist von Hund zu Hund verschieden. Es lohnt sich also, genau zu beobachten, was ihm am meisten Spaß macht und wie viel Aufregung das mit sich bringt.
Der neunte Teil der Serie Vom Welpen zum Begleithund handelt von Wendungen. Die gibt es nämlich in zwei Varianten. Welche lernt Wollie und wie unterscheiden sie sich? Das erfährst du im Artikel über die Kehrtwende.
Ein sehr schöner Bericht, dem ich nur zustimmen kann.
Ich habe auch drei ganz unterschiedliche Hunde und jeder wurde/wird anders beim Fußlaufen aufgebaut. Der erste konnte viel über Stimme und Toben motiviert werden, der zweite wurde “klassisch” mit Futtertreiben aufgebaut. Bei der Kleinen (jetzt 4 Monate) mache ich es mal ganz anders, ich habe die letzten Jahr viel dazu gelernt und die unterschiedlichsten Methoden gesehen und mir quasi jetzt so zusammen gebastelt, wie ich es für sinnvoll halte. Die Kleine hat einen großen Beutetrieb, den ich zum Auflockern zwischendurch nutze. Die korrekten Positionen werden aber wie bei euch auch ganz langsam über Futter bzw. Hand-und Gucktarget aufgebaut. Ich finde auch, dass die Hunde nur so die ganz korrekte Stellung verinnerlichen können und später dann wieder durch Spiel die Motivation entsteht, sodass man das gewünschte Ausdrucksverhalten beim Hund erreicht. Ich hoffe, dass wir damit jetzt den richtigen Weg bei ihr gehen – wir werden es ja in ca. 1 Jahr sehen 🙂 Mein erster Hund aus einer Arbeitslinie ist auch eine neue Erfahrung für mich aber es bringt so viel Spass!
Bin schon gespannt auf euren nächsten Blog-Eintrag!
Viele Grüße aus dem Norden,
Sina
Hallo Sina,
vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht zu dem Thema!
Zu beobachten, sich weiterbilden, neu zu orientieren und über den Tellerrand hinauszublicken – auch das gehört zum Hundesport dazu. Toll, dass du so offen und reflektiert bist! Viel Motivation sieht zwar erstmal spektakulär aus. Aber was nützt das, wenn der Hund dann ganz ausdrucksstark ungesundes Zeug zeigt?
Viele Grüße und ganz viel Freude mit deinem “Azubi”,
Mara