Hundesport Obedience – Millimeterarbeit mit Hund

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi

Obedience – das ist ein Hundesport für Perfektionisten! Wir haben euch bereits eine Übersicht über die 30 beliebtesten Hundesportarten zusammengestellt. Nun gehen wir ins Detail. Kerstin erklärt euch, was es mit Obedience auf sich hat und welche Unterschiede zwischen den einzelnen Klassen bestehen.

 

Über unsere Obedience-Gastautorin

Kerstin ist Hundesportlerin und Grafikdesignerin. Sie hat die Hundesport Trainingstagebücher entworfen und ist mit ihrem Berner Sennenhund Wookie im Obedience, Klasse drei, aktiv.

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi

 

Definition Obedience

Nubi hat uns gebeten, den Hundesport Obedience für euch zu erklären, was wir sehr gerne machen.

Obedience, was direkt übersetzt “Gehorsam” bedeutet, ist eine Hundesportart mit englischen Wurzeln, bei der es auf die Genauigkeit und eine schnelle Ausführung der Übungen ankommt. Viele sprechen hier auch von “der hohen Schule der Unterordnung”, aber beide Übersetzungen treffen es in unseren Augen nicht ganz.

Obedience ist der Hundesport für Erbsenzähler schlechthin. Der Hund kann genau arbeiten und es geht trotzdem noch genauer. Wer schon einmal bei einer Prüfung zugeschaut hat und begeistert von dem Team im Ring war, kennt die Gesichter der Starter und Zuschauer, wenn es am Ende vom Richter trotzdem Abzug gibt. Weil etwas nicht ganz so genau war wie gewünscht.

 

Das Mensch-Hund-Team – wichtig im Obedience

Ob man diese Genauigkeit wirklich durch “Unterordnung und Gehorsam” erreichen kann, wagen wir zu bezweifeln. Einer der wichtigsten Punkte im Obedience ist das Team im Ring. Die Ausstrahlung und Freude bei der gemeinsamen Vorführung der Übungen – darauf kommt es an. Hund und Mensch müssen sich aufeinander verlassen können, Spaß an jeder einzelnen Perle einer Übung haben und diesen Spaß auch in der Prüfung präsentieren.

Und zwar ehrlich präsentieren. Wer Hunde lesen kann, wird genau sehen, wie ein Hund ausgebildet wurde. Entsprechende Trainingsmethoden haben in diesem (und in allen anderen Sportarten!) nichts zu suchen.

Ganz nach dem Motto:

Hunde, die können sollen, müssen wollen dürfen.

 

Voraussetzung für Hund und Mensch

Geeignet ist der Hundesport für alle Rassen – egal, welche Größe und Alter – solange die Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung macht. Auch wenn Obedience nicht nur aus Bodenlenkraketen besteht, die durch den Parcours fliegen wie im Agility. Hier unterscheidet sich unsere Meinung zu manch anderer. Im Obedience werden schnelle Stops und Sprints erwartet, auch der ein oder andere Sprung ist dabei – für die körperliche Belastung sollte der Hund in unseren Augen gesund sein.

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi

Zweibeiner sollten mit Kritik umgehen können und ihre eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren. Nicht jede Prüfung läuft rund und trotzdem ist es wichtig, stolz auf seinen Hund zu sein. Denn die Übungen, die nicht geklappt haben, geben euch nur Hinweise für euer nächstes Training und sind kein Weltuntergang.

 

 

Obedience: Regelwerk und Klassen

Werfen wir einen Blick ins Obedience Regelwerk

Im Obedience wird nach der Begleithundeprüfung (Bedingung für den Start im Obedience) in vier Klassen gestartet: Beginner, Klasse 1, Klasse 2 und Klasse 3. Das Mensch-Hund-Team wird dabei von einem sogenannten Steward durch die Prüfung geführt. Er sagt dem Starter, welche Übung als nächstes gezeigt wird und wann Kommandos gegeben werden sollen. Ohne Steward geht im Ring also gar nichts und ja, der Starter sollte die Anweisungen vom Steward abwarten, sonst ist die folgende Übung direkt genullt. Wobei wir auch schon beim Richter sind. Er ist ein stiller Beobachter aller Übungen und bewertet diese jeweils am Ende mit den Noten 0, 5 – 10, wobei 10 die Höchstpunktzahl ist.

 

Werfen wir einen kurzen Blick in die einzelnen Klassen im Obedience

Angefangen wird in der Klasse Beginner. In der Klasse werden die folgenden Übungen abgefragt:

1. Verhalten gegenüber anderen Hunden (4)
2. Sehen und betasten (3)
3. 2 Minuten Liegen in einer Gruppe – Hundeführer in Sicht (3)
4. Freifolge (3)
5. Sitz oder Platz aus der Bewegung (2)
6. In ein 10 m entferntes Quadrat schicken mit Platz (3)
7. Abrufen (3)
8. Apport auf ebener Erde (3)
9. Distanzkontrolle mit zwei Wechsel auf 5 Meter Entfernung (3)
10. Um einen 10 Meter entfernten Kegel schicken (3)
11. Zusätzlich zu den Übungen wird der Gesamteindruck bewertet (2)

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi

Die Zahlen in den Klammern sind die sogenannten Koeffizienten. Hat eine Übung den Koeffizienten 3, wird die Note dieser Übung mit 3 multipliziert. In der Beginner-Klasse ist also das Verhalten gegenüber anderen Hunden die “teuerste” Übung.

 

Schauen wir uns auch die drei anderen Klassen an:

Obedience Klasse 1

1. Eine Minute sitzen in der Gruppe – Hundeführer in Sicht (3)
2. Freifolge (3)
3. Steh aus der Bewegung (3)
4. Abrufen (3)
5. Sitz oder Platz aus der Bewegung (2)
6. In ein 15 Meter entferntes Quadrat schicken mit Platz (3)
7. Holzapport (4)
8. Distanzkontrolle mit vier Wechsel auf 5 Meter Entfernung (3)
9. Abrufen über eine Hürde (3)
10. Um einen 10 Meter entfernten Kegel schicken (3)
11. Gesamteindruck (2)

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi - Box

 

Obedience Klasse 2

1. Zwei Minute liegen in der Gruppe – Hundeführer außer Sicht (2)
2. Freifolge (3)
3. Steh und/oder Sitz und /oder Platz aus der Bewegung (3)
4. Abrufen mit Steh (4)
5. In ein Quadrat schicken mit Platz und Abrufen (4)
6. Richtungsapport (3)
7. Geruchsunterscheidung mit 6 Hölzchen (4)
8. Distanzkontrolle mit 6 Wechsel auf 10 Meter Entfernung (4)
9. Metallapport über eine Hürde (3)
10. Gesamteindruck (2)

 

Obedience Klasse 3

1. Zwei Minute Sitzen in der Gruppe – Hundeführer außer Sicht (2)
2. Eine Minute Liegen in der Gruppe mit Abrufen (2)
3. Freifolge (3)
4. Steh, Sitz, Platz aus der Bewegung (3)
5. Abrufen mit Steh und Platz (4)
6. In ein Quadrat schicken mit Richtungsanweisung, Platz und Abrufen (4)
7. Richtungsapport (3)
8. Um einen Kegel schicken, Steh/Sitz/Platz und Apport mit Richtungsanweisung über einen Sprung (4)
9. Geruchsunterscheidung mit 6-8 Hölzchen (3)
10. Distanzkontrolle mit 6 Wechsel auf 15 Meter Entfernung (4)

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi

 

Obedience: Prüfungen und Punktevergabe

Um eine Prüfung zu bestehen, braucht es mindestens 192 Punkte. Hat ein Team zwischen 192 und 223,5 Punkte erreicht, ist die Prüfung mit einem “Gut” bestanden. Bei 224 – 255,5 Punkten hat das Team ein “Sehr gut” erreicht. Ab 256 Punkte erhält der Starter ein “Vorzüglich” und nur damit ist das Team berechtigt, in der nächst höheren Klasse zu starten.

Die Bewertungen der Übungen erfolgt durch den Leistungsrichter, der euch im Prüfungsring “verfolgt”. Bewertet wird nach einem Richterleitfaden. Dieser sieht für bestimmte Mängel in einer Übung vor, wie viele Punkte abgezogen werden.

Wer also Spaß am Sisyphos-Training hat… wem gut nicht gut genug ist… wer jede Menge Zeit mit seinem vierbeinigen Partner verbringen mag… der ist im Obedience richtig.

 

Vom eigenen Hundeplatz in die große weite Welt

Es gibt im Obedience neben den “kleinen” Prüfungen Vereins-, Kreis- und Verbandsmeisterschaften die großen Prüfungen Deutsche Meisterschaft und Weltmeisterschaft.

Wer nun Lust bekommen hat, sollte sich das Training in ein paar Vereinen anschauen. Nicht jeder Trainer bildet gleich aus und wer so viel Zeit miteinander verbringt, da sollte die Chemie auf alle Fälle stimmen. Um einen weiteren Eindruck zu bekommen, schaut euch Prüfungen in eurer Gegend an – Besucher sind immer willkommen. Termine findet ihr auf den Seiten der Verbände.

Obedience Training - Berner Sennenhund - Hundesport Nubi (3)

Vielen Dank für diesen detaillierten Einblick in deinen Hundesport, Kerstin!

Übrigens: auch wir nutzen das Hundesport Trainingstagebuch und haben hier darüber berichtet, wie wir unser Training dokumentieren.

 

 

Mehr Infos über Obedience

Häufig verwechselt wird diese Hundesportart mit dem derzeit sehr beliebten Rally Obedience. Das ist jedoch eine separate Sportart mit anderen Übungen und einer eigenen Prüfungsordnung. Hier gibt es ein spannendes Interview mit Trainingstipps zum Thema Rally Obedience.

 

Typische Hunderassen im Obedience

Obedience ist für jede Hunderasse geeignet. Wichtiger als Rasse oder Stammbaum sind die Gesundheit und die Art und Weise des Trainings. Wie in jedem Hundesport sieht man jedoch auch hier bestimmte Hunde häufiger, als in anderen Sparten. Beim Obedience ist es der Border Collie, der das Bild besonders prägt.

Hundesportarten Liste - Hundesport Nubi - Hütehund

Je schwieriger das Niveau der Prüfung, desto geringer wird die Vielfalt an vertretenen Hunderassen. Das sorgt unter Hundesportlern, Richtern wie Teilnehmern, immer wieder für rege Diskussionen.

 

Links zum Thema

Neugierig auf den Hundesport Obedience? Hier findet ihr mehr Infos zu dieser faszinierenden Sportart:

  • auf ihrem Blog hat Kerstin noch etliche Artikel mehr zu dem Thema veröffentlicht
  • der DVG informiert über Obedience
  • ebenso der Dachverband VDH

Hundeblogs

Einige wenige Hundeblogger beschäftigen sich mit dem Hundesport Obedience. Die Rottweiler Shila und Zuney berichten hier von ihrem Training und allerlei anderen Erlebnissen. Auch die Kleinstadthunde Inuki und Skadi sind bekennende Obi-Fans und bloggen darüber.

 

Mehr Fachwissen rund um Hundesport und Training:

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