In der Serie Vom Welpen zum Begleithund könnt ihr uns beim Training für die Begleithundeprüfung über die Schulter schauen. Malinois Wollie ist nun bald sechs Monate alt und möchte einmal ein geprüfter Begleithund werden.
Im letzten Teil erzählten wir von ihrem bisherigen Stand und was wir uns für diesen Monat vorgenommen haben. Haben wir es geschafft, alles umzusetzen? Wie haben wir trainiert? Was klappte gut? Was war schwierig? Das erfahrt ihr hier, im zweiten Teil der Artikelserie.
Der Begleithund to be – da stehen wir jetzt
Mit sechs Monaten ist Wollie ein lustiger, aufgeweckter Junghund. Der Zahnwechsel ist abgeschlossen. Sie ist so brav, wie ein junger Hund in dem Alter halt brav sein kann. Hat große Freude am Training, spielt viel mit uns und mit anderen Hunden und ist für jeden Spaß zu haben.
Die Pubertät kommt noch früh genug. In einigen Wochen berichten wir bestimmt davon, dass wir nur noch mit der Schleppleine unterwegs sind und der Rotzlöffel von einem Hund Bohnen in den Ohren hat. Alles Gelernte vergessen und öfter mal Gegenteiltag.
Jeder, der schonmal einen jungen Hund hatte, kennt dieses Phänomen. (Eltern von Teenagern ganz sicher auch.)
Fußlaufen, Grundstellung, Sitz, Platz
Der wichtigste Teil im Training ist und bleibt vorerst die Motivation. Arbeitsfreude ist die Basis für alles Weitere.
Vorgenommen hatten wir uns letzten Monat, die Grundstellung einzuführen. Außerdem, dass die Positionen Sitz und Platz länger gehalten werden. Hat das geklappt?
Grundstellung
Die Grundstellung bedeutet, dass der Hund sich beim Fußlaufen ohne extra Hörzeichen hinsetzt, sobald der Hundeführer stehenbleibt. Wichtig ist dabei, dass er auf einer Höhe mit uns ist. Ist seine Schulter an unserem linken Knie, ist der Hund in der richtigen Position. Zudem soll das Hinsetzen schnell geschehen.
Wollie hat die Grundstellung aus dem Futtertreiben heraus gelernt. Da sie dabei an der Futterhand sehr dicht neben Mara geführt wird, war der Weg zum Hinsetzen simpel. Beim Stehenbleiben hat Mara die Hand nach oben genommen. Die Hundenase folgte, der Hintern tat das einzig anatomisch Logische – er ging nach unten. Und so saß der Hund in der Grundstellung.
Um es Wollie leicht zu machen, verringerte Mara das Tempo beim Fußlaufen vor dem Stehenbleiben. Nicht, dass der Hund, der ja eifrig und zügig neben ihr herläuft, im wahrsten Sinne des Wortes vor den Kopf gestoßen wird. Tempo kommt erst hinzu, wenn die einzelnen Übungen vom Hund verstanden wurden. Das sieht zwar nicht so spektakulär aus zu Anfang, ist jedoch nachhaltiger.
Nun soll der Hund in der Grundstellung ja nicht dasitzen und in der Gegend umherschauen. Die Aufmerksamkeit soll beim Hundeführer bleiben – schließlich könnte es ja gleich weitergehen! Um diese Aufmerksamkeit zu fördern, wird das Halten des Blickkontakts belohnt. Mit Stimme und Futter.
Später wird sie lernen, die Grundstellung auch ohne voriges Fußlaufen einzunehmen. Das braucht man nicht nur für das Umwechseln aus dem Vorsitz, sondern auch um überhaupt aus der Grundstellung heraus loszulaufen.
Sitz
Sitz war nach dem Futtertreiben das erste, das Wollie als Welpe gelernt hat. Neben den Basics natürlich, wie ihrem Namen und dass besser auf Wiese gepinkelt wird, als auf Teppich.
Auf das Hörzeichen Sitz setzt sich sie sich also hin. Belohnt wurde schon von Anfang an nur dann, wenn sie gerade durchsaß. Also wirklich mit dem Hinterteil am Boden angekommen war. Belohnt man da zu schnell, kann es passieren, dass der Hund sich ein ungesundes “schwebendes” Sitz in einer Art Lauerstellung angewöhnt.
Da das Sitzen zuverlässig klappt, lernt Wollie diese Position zu halten, wenn Mara sich entfernt. Bei der Begleithundeprüfung sind es 15 Schritte, die der Hundeführer von seinem Hund weggeht. Erst auf das Zeichen des Richters kehrt man zum Hund zurück.
Mara entfernte sich zu Beginn nur einen Schritt und belohnte Wollie am ausgestreckten Arm mit Futter. Die Entfernung wurde weiter gesteigert. Wenn auch in kleinen Schritten. Mehr als zwei Meter weg steht sie noch nicht.
Und was passiert, wenn Wollie aufsteht? Ganz einfach – nichts. Sie wird wieder dort hingesetzt, wo sie zuvor saß. Ohne Schimpfen oder gar Strafe. Da sie gerne gefallen möchte (und zudem verfressen ist), begreift sie schnell, dass man vom Aufstehen weder ein Lob noch einen vollen Magen bekommt.
Platz
Beim Platz ist es ähnlich, wie beim Sitz. Auch hier lernt Wollie in kleinen Schritten, liegenzubleiben. Und auch diesmal gibt es keine Strafe für das vorzeitige Auflösen des Kommandos. Das Ausbleiben der Belohnung und das erneute Hinlegen reichen, um ihr begreiflich zu machen, was die Aufgabe ist.
Geübt wurde das gerade Ablegen. Wie schon beim Sitz soll der Hund in sich gerade sein. Lag Wollie seitlich auf einer halben Pobacke wurde das nicht bestätigt. Im Alltag darf sie sich selbstverständlich legen, wie es ihr am gemütlichsten erscheint. Platz ist jedoch das Hörzeichen für ein schnelles und gerades Hinlegen.
Damit sie sich beim Belohnen nicht nach vorn robbt, gibt es das Futter in genau der Position, die bestätigt werden soll. In dem Fall direkt vor die Schnute. Und das doofe Gesicht, das sie beim Fressen zieht, ignorieren wir jetzt alle.
Ziele für diesen Monat
Sitz und Platz sollen weiter gefestigt werden. So dass Wollie diese Positionen hält, wenn man sich weiterentfernt. Wenn das nämlich gut klappt, kann mit dem Vorsitz begonnen werden. Und irgendwann mit der Ablage – aber die hat noch Zeit!
Überblick über die einzelnen Übungen der Begleithundeprüfung
Leinenführigkeit (Fußlaufen mit Leine)
Grundsätzlich ist Wollie halbwegs leinenführig. Die Leinenführigkeit in der Unterordnung hat mit der im Alltag jedoch wenig zu tun. Auf dem Hundeplatz sind wir immer noch meist ohne Leine unterwegs.
Freifolge (ohne Leine)
Die Futterhand ist immer noch Wollies Fixpunkt beim Fußlaufen. Noch bleibt es beim Futtertreiben. Abgebaut wird diese wertvolle Hilfe erst später.
Winkel
Zur Vorbereitung für schöne, schnelle Winkel bauen wir beim Futtertreiben zwischendurch 360°-Drehungen ein. Koordinationsübungen verhelfen außerdem zu mehr Körperbewusstsein. Wie soll der Hund schließlich korrekte 90°-Winkel zeigen, wenn er gar kein Gespür für seine vier Beine hat?
Kehrtwende
Die Vorbereitung für schöne Winkel hilft auch der Kehrtwende. Die hat jedoch noch Zeit.
Sitz
Sitz klappt, auch ohne Futterhand.
Ablegen in Verbindung mit Herankommen
Das “Hier” kennt Wollie noch nicht. Auch mit dem Vorsitz haben wir noch nicht begonnen.
Gruppe
Das Fußlaufen an Personen vorbei und die Grundstellung neben einem Menschen. Das sind die bisherigen Bausteine für die Gruppenübung später.
Ablage
Die Ablage muss noch eine Weile warten.
Im nächsten Teil berichten wir davon, wie wenig wir bei großer Sommerhitze schaffen und warum das gar nicht schlimm ist. Außerdem: Tischarbeit für ein korrektes Sitz, Platz und Steh. Hier geht es zum dritten Teil der Serie “Vom Welpen zum Begleithund”.
Habt ihr Fragen zur Begleithundeprüfung oder unserem Training? Stellt sie uns entweder hier im Beitrag in den Kommentaren oder auf unserer Facebook-Seite!